Emotionale Ausbrüche sind nicht häufig bei Mathias Bracher. Nach dem fünften Sieg seiner Mannschaft im fünften Spiel der Saison in der Regionalliga Bayern der Männer machte der Trainer von HaSpo Bayreuth aber eine Ausnahme: „Wir haben grandiose 40 Minuten gespielt, wirklich Super-Handball“, sagte er nach dem 29:18 (17:6) gegen den SV Anzing. Der Tabellenführer empfahl sich damit für das Gipfeltreffen der beiden einzigen unbesiegten Teams bei HT München, das nach dem spielfreien kommenden Wochenende am 8. November ausgetragen wird.
Die Stimmung im HaSpo-Lager war schon vor dem Spiel gestiegen, weil sich die zuletzt sehr prekäre Personalsituation deutlich entspannt hatte. Moritz Schmidt stand nach überstandener Bänderverletzung im Fuß sogar gleich wieder der Startformation und gehörte schnell zu den auffälligsten Akteuren, aber auch Timo Böker und selbst der lange verletzte Kapitän Fabio Nicola rückten schon Mitte der ersten Halbzeit nach. Nur Nico Brückner wurde noch geschont und blieb ebenso auf der Bank wie Mats Renfordt, der sich kurz vor seinem endgültigen Abschied aus Bayreuth noch einmal zur Verfügung gestellt hatte.
Grundlage für die hoch überlegen geführte erste Halbzeit war einmal mehr die glänzende Einstellung der Abwehr. Sie hielt die Anzinger Rückraumwerfer Sebastian Erber (7/1 Tore, aber vier davon erst nach dem 27:11-Zwischenstand in den letzten zehn Minuten) und Kreshnik Krasniqi (2) auf Distanz und gewann auf den anderen Positionen fast jeden Zweikampf. Zudem glänzte Torhüter Robin Hennig, der wegen der beständig starken Leistungen von Tizian Braun bisher auf ungewohnt wenig Einsatzzeit gekommen war, nun aber auf Anhieb das gleiche hohe Niveau garantierte.
Auf dieser Basis kam HaSpo nicht nur über das bewährte Tempospiel zum Erfolg, sondern setzte mit wachsender Führung auch zunehmend sehenswerte spielerische Akzente auf allen Positionen. Der höchste Abstand der ersten Halbzeit von 17:5 (30.) wurde so noch bis auf 26:10 (47.) ausgebaut. Dann folgten auf die vielen „grandiosen“ Minuten aber doch noch ein paar andere. Mit einer sehr jungen Besetzung ließ in der Schlussphase nicht nur die Physis in beiden Mannschaftsteilen nach, sondern vor allem auch die Konzentration. „Manchmal haben wir auch im Training solche Phasen. Da fehlt mir manchmal die Ernsthaftigkeit“, kommentierte Co-Trainer Steffen Berghammer die stark nachlassende Chancenverwertung.
Das änderte aber nichts an den Komplimenten vonseiten der Gäste: „Ich kenne zwar nicht mehr viele Bayreuther Spieler, aber das Trainerkonzept ist immer klasse. Da ist es fast egal, wer gerade spielt“, sagte der Anzinger Trainer Julian Ruckdäschel, der von 2004 bis 2014 für HaSpo aktiv war. Zuvor gegen die SG Regensburg hatte der 38-Jährige sogar noch selbst zur Aufstellung seines Teams gehört: „Ich glaube schon, dass ich auch auf dem Feld noch einen Impuls geben kann. Aber ich hatte zwei Kreuzbandrisse, die nicht operiert wurden. Daher spiele ich nur noch mit, wenn es einen guten Grund gibt. Und heute hätte das keinen Sinn gehabt.“
HaSpo Bayreuth: Hennig, Braun – Lorenz (1), Nicola (3), Fröhlich (5), Böker (2), Ruoff, Brückner, Berthold (3), Müller (6/5), Rodenkirchen, Renfordt, Wopperer (3), Goeritz (1), Schmidt (5).